Das Gebäude zur Vision
„Das Forum Konstanz ist nichts weniger als die architektonische Neugründung der Universität Konstanz.“
Mit diesen Worten stellt Dirk Leuffen, Prorektor für Forschung, Forschungsinfrastrukturen und Transfer, gerne das ambitionierte Neubauprojekt vor. Wenn er von einer architektonischen Neugründung spricht, dann meint er das in gleich doppeltem Sinne. Denn zum einen schafft das Forum einen neuen Knotenpunkt auf dem Gießberg, ein pulsierendes Zentrum des Campuslebens. Mit seiner Lage gegenüber den Hörsaalgebäuden X, R und A bilden sich neue Bewegungsachsen auf dem Campus – ein viel frequentiertes Dreieck entlang der „neuen Campusmitte“, dem verkehrsberuhigten Aufenthaltsplatz im zentralen Zugangsbereich der Universität. Wer aus dem Bus aussteigt oder am Parkplatz Nord parkt, läuft ganz automatisch an dem Gebäude vorbei und wird von seiner Architektur eingeladen.
Schon äußerlich gleicht es einem Zauberwürfel, ein Kubus mit versetzten Ebenen. Der Zauber steckt aber natürlich in seinem Inneren. Hier wird deutlich, was Dirk Leuffen zum anderen meint, wenn er von einer architektonischen Neugründung spricht. Einen Ort wie diesen hat es an der Universität bislang nicht gegeben: Das Forum wird ein Gebäude ganz für den Ideenaustausch und Wissenstransfer, ein Zentrum der Begegnung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Hier wird die Forschung auf Startups von Universitätsmitgliedern treffen und auf Projektpartner*innen aus Industrie und Gesellschaft. Hier werden Ausstellungen und Konferenzen stattfinden, die Bürger*innen und Wissenschaftler*innen zusammenbringen. Das Forum wird ein Ort, an den man seine internationalen Gäste einlädt, zu Tagungen oder einfach zum Dinner und Gedankenaustausch. Kurzum: Das Forum Konstanz ist die architektonische Umsetzung des Gesamtkonzepts „creative.together“ der Universität, „the building to the mission“.
Rundgang durchs Gebäude
Doch schauen wir hinein, was sich im Inneren verbirgt. Unser Rundgang beginnt auf dem Vorplatz des Gebäudes, ein großzügiger Aufenthaltsbereich zwischen Neubau und Werkstattgebäude, Wald und Campus, mit Sitzflächen im Grünen. Breite Lichthöfe geben den Blick ins Innere frei, ebenso die Glasfassade. Wer von hier aus das Gebäude betritt, dem öffnet sich ein helles Foyer mit markanter Sitztreppe. Dieses Atrium ist das Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Nutzungsbereichen des Forums. Studierende, Forschende und die Öffentlichkeit sollen hier zusammenkommen, sich austauschen und verweilen. Das Foyer bietet Platz für Messen und Ausstellungen, für Empfänge und Catering bei großen Tagungen und weiteren Veranstaltungen. Sein optischer Charakter: offen und einladend, Holz und hell.
Das Foyer findet sein Gegenstück im großen Veranstaltungsraum, einem der Herzstücke des Gebäudes. Dieser multifunktionale Raum mit 450 Quadratmetern lässt sich durch verschiebbare Wände flexibel erweitern. Zusammen mit dem Vorraum werden auf diese Weise große Veranstaltungsformate möglich. Hier sollen künftig große Tagungen und Konferenzen stattfinden, regelmäßige Ausstellungen, Präsentationen, Workshops und so vieles mehr. Weitere Veranstaltungsräume liegen eine Ebene höher. Über Aufzüge zum Restaurant und Cateringbereich in den oberen Etagen können alle Räume mit Speis‘ und Trank versorgt werden.
Das Forum Konstanz setzt sich aus vier Nutzungsbereichen zusammen: (1) Flächen für Forschung und Forschungsinfrastrukturen, (2) Flächen für Innovations- und Transferplattformen (insbesondere StartUps), (3) Flächen für den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie (4) Begegnungsstätten. Die unterschiedlichen Nutzungen sind in Ebenen aufgeteilt und liegen „wie verzahnte Boxen“ übereinander.
Gebündelte Forschung
Weiter geht’s im Rundgang in den beiden Untergeschossen des Forums. Diese Ebenen sind ganz der Forschung gewidmet. Hier werden drei Core Facilities untergebracht, also zentrale Großlabore und Gerätezentren der Universität, die von allen genutzt werden dürfen: das Nanostrukturlabor (nano.lab), das Electron Microscopy Centre (EMC) und das Partikelanalysezentrum (PAC).
Die Idee ist hier, Labore räumlich zusammenzuführen, die in zentralen Forschungsgebieten der Universität zusammenwirken – wie etwa ihren Sonderforschungsbereichen – und große Schnittmengen bei der Gerätenutzung haben. So sind das nano.lab, das EMC und PAC im Bereich der Elektronen- und Ionenmikroskopie als komplementäre Labore zu sehen – grundlegend für die Arbeit in den naturwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten. Indem diese Core Facilities künftig in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander verortet werden, können Synergien geschaffen und Arbeitsabläufe vereinfacht werden. Der Transport von sensiblen Proben zwischen verschiedenen Gebäuden wird nicht mehr notwendig sein. Die Geräte werden gegenseitig genutzt und Neuanschaffungen so getätigt, dass die drei Core Facilities und die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in ihrer Breite gemeinsam davon profitieren. Sowohl für die Nutzer*innen als auch für die Core Facilities ist es von Vorteil, wenn komplementäre Geräte in unmittelbarer Nähe beieinander liegen, apparative Möglichkeiten erweitert werden und auch die Wartung und Schulung effizienter koordiniert werden können.
Ergänzt werden die Laborbereiche durch flexible Verfügungslabore im ersten Untergeschoss. Sie richten sich insbesondere an Nachwuchswissenschaftler*innen und sollen ihnen eine unabhängige Forschung ermöglichen. Die Räume sind flexibel konfigurierbar und lassen sich ohne langfristige Ausbaumaßnahmen an die individuellen Bedürfnisse anpassen. Wichtig ist natürlich die Nähe zu den Core Facilities; Schreibplätze sind jeweils angegliedert. Die Labore sind ferner als kommunikative „Laborlandschaften“ angeordnet, um den interdisziplinären Austausch zu fördern.
Durch die breiten Lichthöfe des Vorplatzes wird Helligkeit in den unterirdischen Labortrakt hineingebracht. Gläserne Wände – wo möglich – erlauben den Besucher*innen des Forums einen authentischen Einblick in den Forschungsalltag.
Das Forum Konstanz schafft einen neuen Knotenpunkt auf dem Campus. Der Neubau entsteht neben dem Werkstattgebäude W, in direkter Anbindung zur zentralen Bushaltestelle.
Startups, Gastronomie und Studio
Der nächste Zwischenstopp des Rundgangs liegt dicht unter dem Dach. Die oberen Etagen bieten nicht nur einen phänomenalen Ausblick auf den Campus und die umgebende Landschaft, sondern vor allem auch eine komplette Ebene eigens für Transferprojekte, insbesondere für Startups der Universität. Gründer*innen können hier Büroflächen und Räume beziehen, um ihre Projektideen umzusetzen. Besprechungsräume liegen direkt nebenan. Die Idee dahinter ist natürlich der gegenseitige Austausch: Wenn Startups im Forum ihre Produkte entwickeln, stehen sie Seite an Seite mit Forschungseinrichtungen und haben Zugriff auf Ausstellungs- und Präsentationsmöglichkeiten – ein vielversprechender Ort für neue Impulse.
Von so vielen Eindrücken ganz hungrig geworden geht es weiter zur Gastronomie: Ein Restaurant mit Außenterrassen liegt im oberen Drittel des Gebäudes, natürlich mit Blick ins Grüne. Hier kann man in gediegener Atmosphäre Zeit mit Gästen und Kolleg*innen verbringen. Auf derselben Ebene sind auch Lagerräume für internes oder externes Catering bei Tagungen und Großveranstaltungen verfügbar.
Gut gesättigt geht es zur letzten Station des Rundgangs: dem multifunktionalen Studio. Es ermöglicht unter anderem Film- und Hörfunkproduktionen sowie kreative Medienarbeit. So kann es zum Beispiel für Live-Übertragungen mit Nachrichtensendern genutzt werden. Wissenschaftler*innen können hier ihre Presseinterviews für Fernsehen und Radio bei guter Akustik einsprechen und an die Nachrichtenredaktionen übertragen. Alternative Nutzungen des Studioraums sind derzeit ebenfalls im Gespräch: Wie das gesamte Forum wird das Studio als offene Toolbox für verschiedenste Einsatzzwecke gestaltet.
Lust auf Neues
Das Forum Konstanz wird das neue Tor zur Universität. Mit seiner zentralen Lage und seiner repräsentativen Architektur lädt es dazu ein, sich von hier aus die Universität zu erschließen. Das Forum wird ein Knotenpunkt des Campuslebens und nach außen hin ein Leuchtfeuer für alle Menschen, die sich für Wissenschaft und die Universität Konstanz interessieren. Es wird zum ersten Anlaufpunkt, wenn man den Campus betritt, und zugleich zur Schaubühne der Konstanzer Forschung, Lehre und Ideenkultur.
Mit der Einrichtung des Forums öffnet sich der gesamte Campus räumlich, auch für Zukunftsplanungen. Da bestehende Forschungsinfrastrukturen ins Forum wechseln, entspannt sich die Raumsituation auf dem Gießberg und neue Konzepte mit etwas mehr Luft werden möglich. Die „architektonische Neugründung“ erlaubt es, die Universität ein Stück weit neu zu denken.
Neugier geweckt? Genau das will das Forum Konstanz leisten: „Das Forum soll Lust auf die Universität machen, Lust auf Wissenschaft, Lust auf den Austausch“, unterstreicht Dirk Leuffen. Es soll ein Ort werden, wo sich die Konstanzer Forschung der Öffentlichkeit präsentiert, wo internationale Gäste empfangen werden, wohin nicht zuletzt auch die Konstanzer Stadtbevölkerung gerne kommt. Die Bauarbeiten laufen; für den Sommer 2030 ist die Eröffnung geplant.
Das Forum Konstanz in Zahlen und Fakten
- Nutzfläche von 5.470 Quadratmetern
- Neun Ebenen, zwei davon unterirdisch
- Multifunktionaler Veranstaltungsraum mit 450 Quadratmetern, durch verschiebbare Wände erweiterbar
- Drei Core Facilities
- Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade
- 100 neue Fahrradstellplätze im südlichen Außenbereich des Forums
- Baukosten: rund 114 Millionen Euro.
Finanziert durch einen Matching Fund zwischen dem Land Baden-Württemberg, der Hector Stiftung II und der Universität Konstanz.- Inbetriebnahme im Sommer 2030
